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JenaWasser

Nach fast 150 Jahren im Dienst: Historische Wasseranlagen in Jena gehen außer Betrieb

Das Einstiegsgebäude zum Ammerbacher Stollen am Coppanzer Weg erstrahlt wieder im alten Glanz: Der Zweckverband JenaWasser hat es mit viel Liebe zum Detail restaurieren lassen. Hier liegen die Anfänge der modernen Wasserversorgung für Jena.

[17. Dezember 2024]

Der Zweckverband JenaWasser hat zwei historische Wasserversorgungsanlagen im Stadtgebiet von Jena außer Betrieb genommen. Sie waren stolze 146 Jahre in Betrieb und gingen zurück auf die Anfänge der modernen Jenaer Wasserversorgung Ende des 19. Jahrhunderts.

So wurde Mitte Dezember Jenas ältester Trinkwasserspeicher, der 1878 eingeweihte Hochbehälter Forstweg, in den „Ruhestand verabschiedet“. Seine Rolle als Trinkwasserreserve wird künftig der gerade im Bau befindliche Hochbehälter Schweizerhöhe mit übernehmen. Allerdings regulierte die Anlage an der Ecke Forstweg/Schroeterstraße auch den Wasserdruck in Teilen des Westviertels und der östlichen Innenstadt. Diese Aufgabe übernimmt nun ein moderner Druckregler. Um diesen ins Netz einzubinden, waren in den vergangenen Monaten umfangreiche Bauarbeiten nötig. So wurden neue Trinkwasserleitungen im Forstweg verlegt und ein nötiger Armaturenschacht unterhalb der Forstbrücke errichtet. Inzwischen ist der Druckregler in Betrieb und so eingestellt, dass der Wasserdruck für die Kundinnen und Kunden unverändert und stabil bleibt.

Der Hochbehälter Forstweg verfügte über ein Fassungsvermögen von 300 Kubikmetern. Er wurde 1878 als Teil der ersten modernen Jenaer Wasserversorgung errichtet und aus den Ammerbacher Quellen gespeist. Aufgrund seiner Höhenlage floss das Wasser im freien Gefälle über die im gleichen Jahr in der Kahlaischen Straße errichtete Ammerbacher Leitung bis zum Galgenberg, dem heutigen Friedensberg. So konnten erstmals auch höhergelegene Teile der Stadt mit Trinkwasser versorgt sowie Löschwasser aus Hydranten bereitgestellt werden. Die letzten noch genutzten Abschnitte der historischen Ammerbacher Leitung wurden ebenfalls in diesem Jahr außer Betrieb genommen: In der Kahlaischen Straße und der Buchaer Straße wurden sie durch moderne Kunststoffleitungen ersetzt.

Die Ammerbacher Leitung und der Hochbehälter Forstweg verweisen auf die Ursprünge der modernen Jenaer Wasserversorgung. Mit der Inbetriebnahme des Ammerbacher Stollen 1915 konnte das Wasserdargebot aus den Ammerbacher Quellen erheblich ausgeweitet werden. Ab 1942 wurde zusätzlich Wasser aus dem damals neuen Wasserwerk Winzerla eingespeist. Die Nutzung der Quellen in Ammerbach wurde 1974 aus Qualitätsgründen eingestellt. Die Einspeisung aus dem Wasserwerk Winzerla endete mit dessen Stilllegung etwa 1980. Der Hochbehälter Forstweg wurde bis zuletzt von der Thüringer Fernwasserversorgung gespeist.

Vergessen sind diese Ursprünge der Wasserversorgung in Jena aber nicht: Der Ammerbacher Stollen steht heute unter Denkmalschutz. Sein Einstiegsgebäude wurde in diesem Jahr im Auftrag des Zweckverbandes JenaWasser und mit Fördergeldern des Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie restauriert und so für die Zukunft erhalten. Wanderern am Coppanzer Weg fällt es nun wieder in altem Glanz ins Auge.