In der vergangenen Nacht hat der Zweckverband JenaWasser in Jena-Nord mit dem Einbau einer ersten digital steuerbaren Kanalklappe in seinen Abwasser-Hauptsammler begonnen. Damit geht JenaWasser die ersten konkreten baulichen Schritte im Rahmen seines Forschungsprojektes InSchuKa 4.0. Dieses beschäftigt sich mit der Anpassung der Abwasser-Infrastruktur von Jena an mit dem Klimawandel zunehmende Wetterextreme wie Starkregen und Dürre.
Dafür soll ein System von flexiblen, mittels künstlicher Intelligenz gesteuerter Kanalklappen in den Abwasser-Hauptsammler von Jena installiert werden. Diese lassen sich stufenlos öffnen und schließen und regulieren somit vollautomatisch das Transportvolumen in Jenas größtem Abwasserkanal. Zur Auswahl der passenden Einstellung nutzt die KI-Steuerung aktuelle Kanalmesswerte, aber auch Wetterprognosen. So werden im Falle von Starkregen Kanal-Überflutungen verhindert und bei anhaltender Trockenheit übelriechende Ablagerungen durch das Auslösen einer Spülwelle reduziert. Für das Projekt wurde JenaWasser im Juni dieses Jahres vom Branchenmedium Zeitung für Kommunalwirtschaft mit dem ZfK-NachhaltigkeitsAWARD in der Kategorie Digitalisierung ausgezeichnet.
Installation der ersten Abwasserklappen hat begonnen
Nach zwei Jahren der Forschung, Entwicklung und Planung wurde es in der vergangenen Nacht nun erstmals konkret: Die Installation der ersten von zunächst zwei geplanten Abwasserklappen begann. Mit einem Kran wurde die drei Meter breite Verschlussklappe aus Edelstahl in den Abwasser-Hauptsammler eingehoben – was durch die nur zur Verfügung stehende schmale Zugangsluke echte Zentimetersache war. Unten im Kanal angekommen, wurde die Stahlkonstruktion zunächst behelfsmäßig an Ankern befestigt. In weiteren Bauschritten werden nun die Seitenelemente, Wandbefestigungen und hydraulischen Zugelemente für die Klappe, außerdem Kameras, Beleuchtung sowie Sensoren und Messtechnik für die intelligente Steuerung in den Kanal eingehoben und verbaut. Auch werden Leitungen für die Strom- und Hydraulikversorgung sowie Datenübertragungstechnik installiert. An der Oberfläche entsteht zudem ein Schaltschrank zur Stromversorgung und Steuerung der Anlage.
Die Maßnahme soll bis Ende kommender Woche abgeschlossen sein. Gearbeitet wird zunächst nur nachts und am frühen Morgen, weil dann der Durchfluss durch den Abwasserkanal am geringsten ist. Das im Kanal tätige vierköpfige Team von der Fachfirma HST Systemtechnik trägt Schutzausrüstung, muss mit Seilen von außen gesichert und mit Gaswarngeräten ausgestattet werden, da sich im Kanal giftige Stoffe wie Schwefelwasserstoff ansammeln könnten. Eine externe Belüftung stellt zudem die Sauerstoffversorgung der Arbeiter im Kanal sicher.
Im Projekt InSchuKa 4.0 („Kombinierter Infrastruktur- und Umwelt-Schutz durch KI-basierte Kanalnetzbewirtschaftung“) arbeitet der Zweckverband JenaWasser mit den Hochschulen Hof und Magdeburg-Stendal zusammen. Weiterhin sind an dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Vorhaben mit der HST Systemtechnik GmbH, der Pegasys GmbH und der Nivus GmbH drei Unternehmen aus den Bereichen Messtechnik, Automatisierung und Digitalisierung beteiligt. Das Projektvolumen für den Projektteil von JenaWasser beläuft sich auf 925.000 Euro, davon 650.000 Euro aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.